DER TVP IM LAUFE DER ZEIT ... SPORT & SPASS IN WEILER
Erst relativ spät, in vielen Nachbarorten gab es schon länger entsprechende Sportvereine, war es auch in Pfalzgrafenweiler soweit. 23 begeisterte junge Leute versammelten sich zur Gründung des Turnvereines Pfalzgrafenweiler. Zum ersten Vorstand wurde Schumachermeister Max Kappler, zum Schriftführer und Kassier Hauptlehrer Hans Bauer und zum Turnwart Gottlob Burkhardt gewählt. Wohl kaum einer von Ihnen hätte etwas mit Jazztanz, rhytmischer Sportgymnastik, Turnen am Olympiabarren, Hallenhandball oder Stepp-Aerobic etwas anfangen können. Für Sie waren Übungen am Hochreck, Stabübungen oder am Seitpferd oder gemeinsam in der Hammerriege erstrebenswert. Was unsere Gründungsväter aber mit uns verbindet, war der Spass am gemeinsamen Sport.
Wie sich die Zeiten doch gleichen ! Mit ein Grund für die späte Gründung waren die fehlenden Übungsstätten. Die vorhandenen waren schlichtweg zu klein, was sich hemmend auf den Sportbetrieb auswirkte. Bis Mitte der 30´iger feierte der Turnverein seine Weihnachtsfeiern mit turnerischen Darbietungen im Gasthaus zum Schwanen. Auch diverse Werbeveranstaltungen wurde im Saal durchgeführt. Die Gemeinde hatte wohl den Bau einer Turnhalle beschlossen, aber durch den katastrophalen Rückgang der Holzpreise (die Gemeinde besaß damals 315 ha eigenen Wald) blieb dieser Wunsch aufgrund finanzieller Engpässe zunächst unerfüllt. Trotzdem entwickelte sich ein rühriger verein, der neben gestandenen Turnern bald eine Jungenriege und eine Schülerinnenriege bei Turnfesten an den Start schickte. Mit großem Erfolg. Kamen doch schon in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung die ersten Gausieger aus Pfalzgrafenweiler. Der sportliche Gedanke war zwar bestimmend und so stand das Turnen auch immer im Mittelpunkt, doch auch andere Sportarten wurden im Verein angeboten und fanden regen Zuspruch. Leichtathletik, Faustball und Feldhandball wurden nicht nur trainiert, sondern auch aktiv gespielt. Das erste Spiel einer Weilermer Handballmannschaft fand am 15. September 1929 statt. Der Gegner aus Schönbronn erwies sich als würdiger Geburtshelfer, gewannen doch die Weileremer das Spiel mit 10:1. Bereits 1930 wurde am regulären Spielbetrieb teilgenommen. Die Gegner kamen aus Mitteltal, Rohrdorf, Schönbronn und Freudenstadt. Aber nicht nur heute noch etablierte Sportarten fanden sich im Verein. Die Schneeschuhläufer und die Waldläufer hatten guten Zulauf und bewiesen damals schon Ihre Weitsicht. So nostalgisch diese Sportarten auch klingen mögen, finden sich doch diese heute wieder im Schneeschuhwandern mit dem Schwarzwald-Ranger, beim Joggen oder Nordic Walking. Besonders verdient um die sportliche Ausbildung machten sich zu jener Zeit die Turnwarte Max Kappler, Karl Lampart, sowie Richard Wurster. Neben Ihrem sportlichen Ehrgeiz vermittelten diese aber auch den Spass an der Sache und am Miteinander, so zählten neben den turnerischen Vorführungen auch stets Theaterstücke zum festen Bestandteil der Jahresfeiern. 1932 übernahm Wilhelm Frey den Vorsitz im TVP. Bei der Hauptversammlung im Gasthaus Rose wurden die bisherigen Vorsitzenden Max Kappler und Gottlob Frey zu Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglied ernannt.
Am 25. Juni 1933 konnte der TV seine Fahnenweihe begehen. Dies war für die damaligen Mitglieder ein ganz besonderes Ereignis, kostete die Fahne doch ein kleines Vermögen und selbst ehemalige Weilermer Turner, mittlerweile in die USA ausgesiedelt beteiligten sich an den Kosten. Auch die Gemeinde zeigte sich großzügig und beteiligte sich mit 200,-- Reichsmark. Mit einem großen, mehrtägigen Fest feierten die stolzen Turner die Weihe Ihrer Vereinsfahne. Bereits im Juli 1933 zum Besuch des Deutschen Turnfestes konnte die Fahne präsentiert werden. Noch heute ist die Fahne im Besitz des TVP´s und begleitet den Verein bei außergewöhnlichen sportlichen Veranstaltungen oder entsprechenden Festivitäten.
1933 zeigten sich auch für die Sportvereine die ersten Vorboten des dritten Reiches. Auf Anordnung der NSDAP wurden die Vereine am 31.Oktober gleichgeschaltet. Der TV wurde in den VfL Pfalzgrafenweiler eingegliedert und der bisherige TV Vorsitzende, Hauptlehrer W. Frey wurde zum 1. Vereinsführer gewählt. Eine Wahl die vom anwesenden Ortsgruppenleiter genehmigt wurde ! Die sportlichen Aktivitäten blieben hiervon jedoch unberührt. Die Faustballer gewannen 3 von 4 Spielen und wurden zweiter in der Kreisklasse. Auch die Schneeschuhläufer machten Ihre Ausflüge, so auch in das Gebiet um den Ruhestein und Hornisgründe. Mit dem Bau der damaligen Turn- und Festhalle erhielt auch der TV endlich die langersehnte geeignete Übungsstätte. Als eine der ersten freitragenden Hallen war die Turn- und Festhalle damals bereits eine kleine architektonische Sensation und für einen kleinen Ort wie Pfalzgrafenweiler völlig unüblich. Unabhängig hiervon war man damals schon auf der Suche nach neuen Mitgliedern und Sportkameraden. So fand sowohl auf dem Bühl, als auch im Schwanen nochmals eine Webefeier statt, zu der 50 Pfennig Eintritt verlangt wurde. 1936 konnte dann das erste Vorturnen in der neuerstellten Turn- und festhalle durchgeführt werden.
Bis 1940 konnte das Vereinsleben mehr oder weniger aufrecht erhalten werden. Der unsägliche zweite Weltkrieg machte auch dem Turnverein zu schaffen und als Mitte Mai dann auch der Vorstand eingezogen wurde, kam das Vereinsleben zum Stillstand. Von 1940 bis 1948 ruhte die Vereinsarbeit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Alliierten zumindest das offizielle Sporttreiben in Deutschland verboten. Erst 1950 gingen die Turner unter Karl und Fritz Lampart, Richard Wurster, Ernst Faist, Adolf Vogler, Siegfried Dietz und Frtz Steeb im neugegründeten SV Pfalzgrafenweiler wieder ihrem Sport nach. 1950 wurde dann der Zusammenschluss der Sporttreibenden Abteilungen Turnen, Handball und Tischtennis auf der einen Seite und der Fußballabteilung auf der anderen Seite im TSV Pfalzgrafenweiler vollzogen. Was aber auch nicht von Dauer sein sollte. 1954 wurde beschlossen, aus den beiden Abteilungen wieder 2 getrennte Vereine zu bilden. Am 29.01.1955 konstituierte sich der Turnverein erneut. Die Mitgliedsbeiträge wurden mit 4,-- DM für Erwachsene und 2,-- DM für Jugendliche festgesetzt. Unter seinem neuen Vorstand Fritz Steeb entwickelt sich der Turnverein prächtig. Sportlich war die Zeit geprägt von Ernst Faißt und Turnwart Karl Lampart, aber bereits 1950 ging erstmals eine Frau in die Verantwortung. Frau Inge Schopper (später Reichert) übernahm zu diesem Zeitpunkt das Frauenturnen.
1956 konnte wieder die erste Jahresfeier gefeiert und bereits 1957 konnte in der Turnkreisklasse hinter Sulgen, vor Dornstetten und Hochdorf der zweite Platz errungen werden. 1958 übernimmt Erhard Hagen das Knabenturnen. Der Höhepunkt des Jahres war die mehrtägige Teilnahme am deutschen Turnfest in München zu dem die Turner mit einem Sonderzug angereist kamen.
Sein 40-zig jähriges Bestehen feierte der TV 1961 auf dem Bühl. Die Ereignisse wurde festgehalten und konnten bei der Hauptversammlung auf Farbfotos bestaunt werden.
Der sportliche Erfolg und Ehrgeiz veranlasste die Vereinsführung 1965 zum Engagement eines hauptamtlichen Trainers. Adolf Springwald aus Freudenstadt betreute fortan die Turner an einem Abend in der Woche. Doch bereits 1966 musste Springwald aus persönlichen Gründen seine Trainertätigkeit wieder beenden. Die nächste Riege der verantwortlichen Trainer tritt in den Vordergrund. Mit gutem Bespiel und großem Engagement gingen Erhard Hagen, Oberlehrer Tschirsch Inge Reichert, Christa Stoll und Helga Weinbeer den vielen Übungsleitern voran. Unter Erhard Hagen wurde 1969 dann auch die Gruppe der Jedermänner ins Leben gerufen. Einmal in der Woche trafen sich die etwas älteren Sportler um ihrem Sport nachzugehen. Natürlich durfte auch hier die Geselligkeit nicht zu kurz kommen
1971 konnte der TVP sein 50 zig jähriges Bestehen begehen. Zum Jubiläum vergab der Turngau das Gaualterstreffen nach Pfalzgrafenweiler und über 200 Turner beteiligten sich an den Wettkämpfen auf dem Bühl. Als Ehrengast konnte der Verein nochmals sein Gründungsmitglied und ersten Initiator Hans Bauer begrüßen. Die Mitgliedsbeiträge im Jahr 1972 betrugen 10,-- DM für Jugendliche, 15,-- für Erwachsene. Zu den genannten engagierten Übungsleitern gesellte sich fortan das Ehepaar Drewing. Das Engagement der Übungsleiter und der Sportler zahlte sich aus. Zahlreiche Gausieger in Einzel- und Mannschaftswettkämpfen konnten die Weilermer Turner stellen. 1973 beteiligten sich 13 aktive TV´ler an den Wettkämpfen während des deutschen Turnfestes in Stuttgart. Insgesamt waren so die 70 ziger Jahre für die Turner aus Pfalzgrafenweiler die erfolgreichsten.
1974 verstarb der 1. Vorsitzende Fritz Steeb. Sein Stellvertreter Karl Klumpp übernahm zunächst kommissarisch die Vereinsführung, bevor er an der Hauptversammlung im November 1974 offiztiell gewählt wurde. Im Jahr 1976 übergab Frau Reichert nach vielen Jahren die Leitung des Frauenturnens an Christa Stoll. Sie war es auch die neben der rhythmische Sportgymnastik eine weitere junge Sportart nach Weiler brachte. Die Jazzgymnastik sollte über viele Jahre ein Aushängeschild des TVP´s werden.
1976 war auch das Jahr als der Handball wieder nach Weiler kam. Ursprünglich als Feldhandball gespielt, wurde nun auf kleinere Tore auf einem kleineren Feld gespielt. Im Winter in der Halle, im Sommer auf dem Hartplatz. Beide Spielorte glänzten nicht mit idealen Bedingungen. Auf den Teppichboden in der Sporthalle dürften ebenso viele Blutvergiftungen zurückzuführen sein, wie auf den Teerboden des Hartplatzes. Wieder war es Erhard Hagen, der sich engagierte und mit ihm gingen etliche junge Männer aus Weiler ans Werk. Zunächst allerdings wenig erfolgreich. Von den ersten zwölf Rundenspielen konnte keines gewonnen werden. Doch davon ließen sich die Handballer nicht abbringen und 1978 konnte der erste Sieg errungen werden. Mit 16:9 wurde der TSV Altensteig geschlagen. Bereits 1978 veranstaltete die junge Handballabteilung das erste Ortspokalturiner. Die Spiele der 28 Herren und 4 Damenmannschaften wurden von über 2000 Zuschauern verfolgt. 1980 ging dann die erste Jugendmannschaft an den Start und Mitte der 80 ziger Jahre konnte der TVP drei aktive Herrenmannschaften, zwei Jugendmannschaften und eine Damenmannschaft an den Start schicken. Leider wurde die Spielberechtigung von Seiten des Verbandes entzogen, so dass das Training und die Heimspiele fortan in Dornstetten stattfinden mussten. Eine Entwicklung die für die Abteilung zunehmends schwerer zu bewältigen war.
Das Thema „Hallenbelegung“ ging auch am Vorstand nicht spurlos vorüber. Karl Klumpp erklärte nach zahlreichen Diskussionen mit der Gemeinde seinen Rücktritt. An die erste Stelle rückte 1981 Wolfgang Kappler.
1984 kam dann eine völlig neue Sportart nach Pfalzgrafenweiler. Unter der Abteilungsleitung von Joachim Bauer und den Trainern Lachhein und Wasem gründeten 20 Jugendliche die Boxabteilung. Gemeinsam mit den Handballern richteten diese einen Kraftraum im Keller der Turn- und Festhalle ein. Einmal mehr zeigte der TVP sich als Vorreiter für die heute zahlreichen Fitnessstudios.
Nach sechsjähriger Amtzeit übergab 1987 Wolfgang Kappler den Vorsitz an Hans Jürgen Dieterle. Unter seiner Führung konnte der Verein 1996 in einem zweitätigen Fest das 75 jährige Jubiläum begehen. Das Publikum begeistert haben dabei insbesondere die in den vergangenen Jahren überaus erfolgreiche Jazztänzerinnen. Erfolge die unmittelbar nur auf Elisabeth Rauser zurückzuführen sind.
Auch wenn es für die Handballer Sportstätten- und Altersbedingt immer schwieriger wird, spielen sie in der Saison 2000/2001 nochmals in einer Spielgemeinschaft mit dem VfL Nagold in der Bezirksliga. Dass die Weilermer immer noch Handballspielen können zeigte die neue gegründete C-Jugend. Bereits im zweiten Jahr wurden die Jungs unter den Trainern Jens Graf und Achim Homeier ungeschlagen Kreismeister. Der Sportstättensituation bleibt aber bei den Handballern ein Thema und aus ihren Reihen gründet sich die Förderabteilung „Sporthalle“. Mit zahlreichen Aktionen machen sie auf dieses Thema aufmerksam und unterstützen die Gemeinde. Insbesondere durch die erfolgreichen Weilermer Sponsorenläufe kann die Förderabteilung der Gemeinde einen Betrag von über 55.000,-- € zum Bau der Sporthalle übergeben.
2011 feiert der Turnverein Pfalzgrafenweiler sein 90 Jähriges Jubiläum. Mit Jens Graf, Axel Bauer und Axel Genkinger hat im gleichen Jahr erstmals ein Trio die Vereinsführung übernommen. Rechtzeitig zum Jubiläum konnte darüber hinaus die Einweihung der neuen Sporthalle gefeiert werden.